Der Maria-Pawlowna-Weg: Tiefurt - Kromsdorf

Heute knipsen wir, was das "Equiptment" hergibt, ich natürlich eingeschlossen. Ungezählte Alben, ebenso viele Internetseiten füllen wir...

Als ich 1964 mein Studium in Weimar antrat war das noch harmloser, ab und an ein Studiengruppenfoto. Erst gab es ja jede Menge an Neuem zu entdecken: das "KoKa", das "Resi", "Stadt Weimar", "Bratwurstglöckel", National-Theater, Kasseturm mit dem preiswerten "Ehringsdorfer" und später den Goethepark mit der Badewanne unter dem Römischen Haus, für jeden Unfug gut, Baden verboten, naja.
Aber wir wanderten auch nach Tiefurt und Belvedere. Und eines Tages wanderten wir den heutigen Anna-Maria-Pawlowna-Weg in Richtung Kromsdorf. Leider sind wir unterwegs irgendwie versackt ("Ehringsdorfer"!?).

42 Jahre später war ich endlich in Kromsdorf, weil ich dort eine Übernachtung gefunden hatte und mir den Ort ansah. Ich war auf der Suche nach einer der "Feininger"-Kirche rund um Weimar und einem Schloss in meiner Resterinnerung

Da hatte sich in der Renaissance-Zeit ein Johann Theodor de Mortaigne einen Garten am Schloss mit Umfassungsmauer und in Nischen darin steinerne Köpfe von Zeitgenossen und historischen Persönlichkeiten aus nahezu allen damals bekannten Ländern anlegen lassen.

Knipsen war da ja noch nicht. In Sandstein gehauene Büsten wurden es deshalb.
Die heute wieder alle vorhandenen Büsten wurden nach Skizzen und Beschreibungen von Weltreisenden gefertigt.

Ein derartiger Renaissance-Garten ist nördlich der Alpen einmalig, auch wenn seine ursprüngliche Gestaltungsidee ohne "raumübergreifendes Großgrün" heute durch stattliche Bäume verändert ist. Aber die Bäume bleiben wohl doch stehen. Sie sind mittlerweile so schön.

1692 erwirbt Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar die nahe seiner Residenzstadt gelegene Anlage. Er setzt das Werk Mortaignes fort und lässt durch den Bildhauer Johann Caspar Ritze die noch unvollständige Büstensammlung ergänzen. So finden wir sein Abbild heute neben berühmten Zeitgenossen wie August dem Starken und dem französischen König Ludwig XIV.

Eine letzte große Zeit erlebte Schloss Kromsdorf unter dem Sohn des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl Friedrich, und dessen Gemahlin Maria Pawlowna, die Schloss und Park nach Zerstörungen unter napoleonischer Besetzung wieder herrichten ließen.

1979-90 wohnten Studenten der HAB Weimar darin. Die Büsten wurden erst einmal sichergestellt.

Nach 1990 übernahm die Gemeinde das Schloss wieder. In ihm sind neben dem Gemeindebüro, dem Sitz des Freundeskreises Schloss Kromsdorf e.V. und weiteren kulturellen Einrichtungen eine sehr gemütliche Gaststätte. Der Wirt ist äußerst fachkundig und ein angenehmer Gesprächspartner.

Geht (!) hin und überzeugt euch. Die Kirche nicht vergessen...

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